Teva: Hoffen auf den Turnaround

Teva hat sich bei der Übernahme von Actavis gehörig verzockt. Wachstumsprobleme, ein Berg von Schulden, Aktienkurs am Boden, lohnt sich das Warten auf den Turnaround oder sind vielleicht weitere Abschläge zu befürchten?

Teva-Logo

Teva-Logo. Copyright: Teva Pharmaceuticals

Die israelische Teva Pharmaceuticals Industries (Teva) zählt zu den weltgrößten Medikamentenherstellern. Neben Nachahmerpräparaten, so genannten Generika, stellt Teva auch eigene Medikamente her. Die bekannteste Eigenproduktion heißt Copaxone. Das Medikament gegen Multiple Sklerose soll im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von mehr als drei Milliarden US-Dollar generieren. Der Kassenschlager könnte auf Grund des bald auslaufenden Patentschutzes aber schnell zum Ladenhüter mutieren. Ehud Marom, der ehemalige Chef des Copaxone-Geschäftes, glaubt, dass Teva dann mit einem Umsatzrückgang von 30 Prozent rechnen muss.

Übernahmedeal halbiert Aktienkurs

Diese Einbußen sind eine Herausforderung, aber leider nicht Tevas einziges Problem. Durch die Übernahme des Konkurrenten Actavis im Jahr 2015 stürzte der damalige Geschäftsführer die Firma in die Schuldenkrise. 40 Milliarden US-Dollar und damit das Sechsfache des Actavis-Umsatzes hat sich Teva diesen Deal kosten lassen. Alleine seine Ankündigung halbierte den Aktiekurs, der damals bei einem Allzeithoch von 69 Dollar notierte, in nur einem einzigen Tag. Dass die langerhoffte Erholung bislang ausblieb, dürfte drei Gründe haben: Erstens, die prognostizierten Umsatzeinbrüche bei Copaxone; zweitens, generell sinkende Arzneimittelpreise, vor allem im wichtigsten Markt, den USA, der seit Donald Trumps Amtsantritt vor einer Reform steht; drittens, die politische Instabilität im wichtigen Markt Venezuela, die ebenfalls auf die Umsatzzahlen drückt.

Trotz Personalkonsequenz – Geschäftsführer Erez Vigodman musste sechs Monate nach dem Milliardendeal seinen Hut nehmen – konnte der Abwärtstrend der Aktie bisher nicht gestoppt werden. Dazu haben auch die enttäuschenden Geschäftszahlen im 2. Halbjahr 2017 ihren Beitrag geleistet: Umsatz- und Gewinnschätzung wurden verfehlt, der Ausblick für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Mit einem Gewinn je Aktie von 1,02 Dollar lag Teva vier Cents unter den Analystenprognosen, der Umsatz lag mit 5,686 Milliarden Dollar mehr als 300 Millionen Dollar hinter den Prognosen zurück. Der nachfolgende Kurabschlag von 18 Prozent dürfte aber vor allem der kräftigen Dividendenkürzung von 75 Prozent geschuldet gewesen sein.

Ein neuer Chef soll’s richten

Alle Hoffnungen liegen nun auf dem neuen Chef, Kare Schultz. Auch wenn die Probleme bei Teva fast unlösbar scheinen, den Aktionären machte die Rekrutierung des ehemaligen Lundbeck Chefs erstmals Hoffunung, wie der Kursanstieg von 20 Prozent beweist. Anleger hoffen nun, dass Schultz bei Teva ein ähnliches Kunststück gelingt wie bei Lundbeck. Das Pharmaunternehmen wurde unter seiner Ägide wieder profitabel und der Aktienkurs verdreifachte sich. Dass Schultz ein Riesenschiff wie Teva nicht in ein oder zwei Quartalen wieder auf Kurs bringen kann, sollte Jedem klar sein, zumal er auf Gesundheitsreform, Konkurrenz und politische Probleme kaum Einfluss hat. Die neue Strategie muss deshalb vor allem das Wachstumsproblem und das Schuldendilemma lösen. Gelingt dies, hat Teva gute Aussichten auf eine deutliche Kurserholung, prognostizieren zahlreiche Analysten.

Kursschwäche bietet Einstiegschancen

Obwohl Tevas Probleme nicht marginal sind, die Kursschwäche könnte langfristig orientierten Anlegern sogar eine Einstiegschance bieten. Immerhin ist Teva mit seinen Produkten in 100 Ländern vertreten, gehörte bisher in 40 Märkten zu den Top-3 und besitzt eine Marktkapitalisierung von rund 15,2 Milliarden US-Dollar. Eine Analyse von Bloomberg hat für Teva zwei Szenarien durchgespielt: Die pessimistische Version geht für 2020 von 3,27 US-Dollar Gewinn je Aktie und einem Kursziel von 33 US-Dollar aus. Doch auch wenn 22 von 30 befragten Analysten glauben, die Aktie sei haltenswert und von einem mittleren 12-Monatskursziel von 22,25 US-Dollar ausgehen – was bezogen auf den letzten Kurs von 15,15 US-Dollar einem Zuwachs von 46,86 Prozent entspricht – ist Vorsicht geboten. Wer sich für Teva interessiert sollte unbedingt eine Bodenbildung des Aktienkurses abwarten. Klar sollte zudem sein, dass sowohl die hohe Nettoverschuldung als auch der Umsatzrückgang sowie der steigende Konkurrenzdruck zumindest kurz- bis mittelfristig bestehen bleiben dürften.

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