Fleisch aus den Laboren der Welt

Investor Peter Thiel fährt zweigleisig

Nicht festlegen will sich Wagniskapitalgeber Peter Thiel und fährt lieber zweigleisig. Neben Kunstfleisch aus dem 3D-Drucker setzt er auf pflanzliche Produkte, die tierische ersetzen sollen. Einen Teil seines Geldes hat der IT-Investor in „Hampton Creek“ investiert.

Das Start-up sucht nach pflanzlichen Proteinen, die Eigenschaften tierischer Eiweiße besitzen und hat mit „Just Mayo“ sein erstes Produkt am Markt platziert. Die Mayonnaise enthält kein einziges Ei, sondern kommt mit speziellen Proteinen aus der Erbse aus. Der Weg zum perfekten pflanzlichen Protein sei zwar beschwerlich, betont Morgan Oliveira von Hampton Creek, würde sich aber lohnen.

Fleisch aus dem 3D-Drucker

Mit einer Finanzspritze für „Modern Meadow“ will Investor Thiel auch am Kunstfleischmarkt partizipieren. Das New Yorker Unternehmen setzt auf eine Kombination aus „Tissue Engineering“ und dreidimensionalem Druck. Bevor ein 3D-Drucker die fleischfaserähnlichen Streifen Schicht um Schicht in eine Petrischale druckt, werden Rindermuskelzellen etwa zwei Wochen lang in einem speziellen Medium im Brutschrank vermehrt, erzählt 3D-Druckpionier Gabor Forgacs in einem Interview auf der MIT Emtech-Konferenz. Die extrazelluläre Matrix, die dem gedruckten Fleisch seinen Halt verleiht, entsteht erst nach weiteren Tagen im Inkubator. Auch wenn das gedruckte Kunstfleisch echtem Fleisch noch nicht zum verwechseln ähnlich sieht – gebraten kommt es dem Original schon ziemlich nahe, behauptet Forgacs.

Sinn und Akzeptanz

Dass wir, vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung, unsere Essgewohnheit überdenken müssen, steht dabei außer Frage. Eine Studie der britischen Oxford Universität kommt zu dem Ergebnis: im Labor kultiviertes Fleisch beansprucht 99 % weniger Platz als konventionelle Viehzucht. Auch der Ausstoß von Treibhausgasen und andere negative Umwelteinflüsse der industriellen Tierhaltung, ließen sich durch kultiviertes Fleisch drastisch reduzieren.

Eine EU-Studie stellt fest: im Großmaßstab im Labor hergestelltes Fleisch würde 99,7 % weniger landwirtschaftliche Fläche und 94 % weniger Wasser als konventionell produziertes Fleisch verbrauchen. Darüber hinaus fielen etwa 98,8 % weniger Treibhausgasemissionen an.

Dass wir in der Zukunft anstelle des ganzen Huhns nur noch Brust oder Keule züchten würden, davon war bereits Winston Churchill überzeugt. Auch wenn seine Vision mit fast 40 Jahren Verspätung kommt – sie wäre vielleicht ein Ausweg aus dem erwarteten Dilemma. Dass die erwähnten Produkte nicht Jedermann auf Anhieb überzeugen, ist klar. Sobald Geschmack, Aussehen, Konsistenz und Preis mit den echten Produkten mithalten können, dürften die Hemmschwellen wohl sinken.

Quellen:

(1) (FAO): Steinfeld, H.; Mooney, H.A.; Schneider, F. (2010): Livestock in a changing landscape, Volume 1: Drivers, consequences, and responses. Washington, DC: Island Press.
(2) Population growth projection to 2050. UN Dept. of Economic and Social Affairs/Population Division. World Population to 2300 report.
(3) (FAO): The State of Food and Agriculture – Livestock in the Balance. http://www.fao.org/docrep/012/i0680e/i0680e.pdf – www.fao.org
(4) (FAO): Gerber P., Steinfeld H. et al. (2007): Environmental impact in changing livestock production: overview and discussion for a comparative assessment with other food production sectors.
(5) Studie Oxford University, GB: Environmental impacts of cultured meat production. http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es200130u
(6) EU-Studie: Could cultured meat reduce environmental impact of agriculture in Europe? http://www.new-harvest.org/wp-content/uploads/2013/04/Tuomisto_LCA-food-2012_cultured-meat-paper.pdf
(7) Studie Exeter University, GB: Eat less meat and improve farming efficiency to tackle climate change. https://www.exeter.ac.uk/news/featurednews/title_215120_en.html
(8) (FAO): World Livestock 2011, Livestock in food security.
(9) (FAO): Steinfeld, H., P. Gerber, T. Wassenaar, V. Castel, M. Rosales, and C. De Haan, 2006. Livestock’s long shadow. Environmental issues and options, Rome: FAO.
ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/010/a0701e/a0701e00.pdf

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