Fleisch aus den Laboren der Welt

Hackfleisch aus dem Brutschrank, Muskelfleisch aus dem 3D Drucker, Erbsenprotein anstelle von Eiern – wie die Wissenschaft unseren Hunger nach Fleisch stillen will.

Mark Post präsentiert den ersten Burger aus der Zellkultur.

Mark Post präsentiert den ersten Burger aus der Zellkultur. Copyright: Mark Post, NL

In den westlichen Ländern werden laut FAO (Food and Agricultural Organization) jährlich rund 300 Mio. Tonnen Fleisch verzehrt. Damit hat sich der Fleischkonsum – so die Vereinten Nationen – von 1961 bis 2007 fast vervierfacht.

Liegt der „World Population Report 2300“ richtig, wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,6 Mrd. Menschen anwachsen und damit auch der Hunger nach Fleisch zunehmen. Die FAO spricht von einer Nachfragesteigerung um mehr als zwei Drittel in den nächsten 40 Jahren. Eine Fleischeslust, die sich mit konventioneller Viehzucht kaum mehr stillen lassen wird. Soll Fleisch nicht zum teuren Luxusgut verkommen sind intelligente Alternativen gefragt.

Teuer erkaufte Fleischeslust

Rund 80 Prozent des weltweiten Ackerlandes werden heute für die Fleischproduktion genutzt, so eine Abhandlung der FAO. Dabei entfallen etwa 3,4 Mrd. Hektar Land auf Weideflächen und 0,5 Mrd. Hektar dienen der Futtermittelproduktion. In vielen Entwicklungsländern ist ein nicht unerheblicher Teil der angebauten Pflanzen Tierfutter und fehlt zur Ernährung der dort lebenden Bevölkerung. Ein Pulverfass, schließlich wird der größte Bevölkerungszuwachs in den Entwicklungs- und Schwellenländern erwartet.

Hinzu kommt, die gesamte Produktions- und Lieferkette in der Fleischerzeugung (inklusive Methanausstoß) wird für einen nicht unerheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich gemacht. Dass ein übermäßiger Fleischgenuss der Gesundheit schadet, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Weltweit arbeiten Wissenschaftler an Alternativen zum zügellosen Fleischkonsum. Die Frage ist nur: Werden uns diese schmecken?

Google-Gründer setzt auf Rindfleisch aus der Retorte

Kultiviertes Rind“ nennt Mark Post von der Universität Maastricht sein im Brutschrank gezüchtetes Hackfleisch. Das Hacksteak aus der Petrischale sieht nicht nur aus wie Fleisch, es schmeckt auch so, sagt die Food-Trendforscherin Hanni Rützler.

Google-Gründer Sergey Brin ist Hauptinvestor des Projektes und steht mit seiner Euphorie nicht alleine, auch die IT-Milliardäre Bill Gates und Peter Thiel (PayPal-Gründer und Facebook-Investor) wittern eine ökonomische Chance und investieren in die Zukunft unserer Ernährung.

„Tissue Engineering“ zweckentfremdet

Aus biologischer Sicht ist das in der Petrischale „kultivierte Fleisch“ identisch mit herkömmlichem Fleisch – nur, dass dafür kein einziges Rind sterben muss und auch alle anderen negativen Auswirkungen der Fleischproduktion wegfallen, erklärt Post in seinem Video. Für den Burger aus der Retorte braucht er nur einige Muskelzellen von der Kuh, sagt er. In einem optimierten Kulturmedium wachsen die einzelnen Zellen dann um einen hohlen Zylinder zu einem Strang aus reinem Muskelfleisch. Etwa 20.000 solcher Muskelstränge ergeben einen Burger, schwärmt Post.

Bill Gates steht auf pflanzliches Huhn

Bill Gates bevorzugt fleischlos, sein Vorzeigeprojekt heißt „Beyond Meat“, was soviel wie „Nach dem Fleisch“ bedeutet. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen will unsere Lust nach Fleisch künftig mit pflanzlichem Fleischersatz stillen. Das ist zwar nicht neu, doch mit seinem veganen Hühnchenimitat ist Beyond Meat das erste Mal ein Produkt gelungen, das echtem Hühnchen optisch wie sensorisch recht nahe kommen soll. Bill Gates konnte zumindest keinen Unterschied zum echten Hühnchenfleisch feststellen – wie ein Eintrag in seinem Blog bestätigt.

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