ASCO: das Comeback der Immuntherapien

Starrummel um Nivolumab

ASCO Meeting 2013 in Chicago

ASCO Meeting 2013 in Chicago. Copyright: ASCO

Die von Mario Sznol präsentierten Phase-I-Daten zeigten schrumpfende Tumorläsionen in fast einem Drittel der behandelten Melanom-Patienten. Unter Yervoy, einem erst kürzlich zugelassenen CTLA-4-Antikörper, gelang dies nur in 5 bis 10 Prozent der Patienten. Bei optimaler Dosierung lag das Gesamtüberleben bei eindrucksvollen 20,3 Monaten und damit doppelt so lange wie unter Yervoy. Die volle Aufmerksamkeit der Presse hatte BMS nach Bekanntgabe der Daten der Kombinationstherapie aus Nivolumab und Yervoy.

Selbst Forscher Sznol konnte eine gewisse Euphorie nicht verbergen, als er Ansprechraten von 53 Prozent und die Verkleinerung der Tumorläsionen um bis zu 80 Prozent vorstellen durfte. Ein Erfolg, wie er beim Melanom mit noch keiner neuen Therapie erzielt werden konnte, so Sznol, der außerdem vom exzellenten Sicherheitsprofil des Antikörpers schwärmte. Kein Wunder, dass auch Investoren schon von der nächsten Multimilliarden-Dollar-Therapie träumen.

Und natürlich will auch Entwickler BMS keine Zeit verlieren und verifiziert die Wirkung Nivolumabs, das bereits den Fast-Track-Status bei Melanom, Lungenkarzinom und Nierenzellkrebs genießt, derzeit in sechs weiteren Studien. Noch im Sommer will BMS die synergistische Kombitherapie in einer Phase-III-Studie überprüfen. Rennen zwischen Merck und BMS
Wer das Rennen um den ersten zugelassenen PD-1-Antikörper gewinnen wird ist, trotz der Vorzüge Nivolumabs, völlig offen. Denn auch Merck präsentierte solide Daten von Lambrolizumab (MK-3475).

Die Zwischenresultate einer laufenden Studie beim fortgeschrittenen Melanom zeigten eine mittlere Ansprechrate von 38%. Bei der höchsten Dosierung lag diese sogar bei 52% und damit im Bereich der BMS-Kombinationstherapie. Das Pharmaunternehmen, das jährlich gigantische acht Milliarden US-Dollar in seine Forschung steckt, ist zuversichtlich mit dem PD-1-Antikörper eine schlagkräftige Waffe gegen eine Reihe von Krebsarten gefunden zu haben. Weitere Studien bei Brustkrebs, Blasenkrebs und HNO-Tumoren sollen dieses Potenzial baldmöglichst bestätigen.

Roche/Genentech setzen auf PD-L1

Auch Roche/Genentech stürzen sich auf den gefeierten PD-1/PD-L1 Stoffwechselweg, haben es mit ihrem Antikörper MPDL3280A aber auf PD-L1, den Liganden des Rezeptors, abgesehen. Damit will man einer Strategie von Tumorzellen entgegenwirken, die versucht das Immunsystem auszutricksen. Manche Krebszellen haben nämlich gelernt PD-L1 auf ihrer Oberfläche zu exprimieren, damit an den T-Zellenrezeptor anzukoppeln und so die Aktivität von T-Zellen zu schwächen.

Ein cleverer Schachzug, mit dem Krebszellen das Risiko ihrer eigenen Vernichtung reduzieren. MPDL3280A soll dieser Schwächung entgegenwirken und T-Zellen ihre Wächterfunktion zurückgeben. Und das geht so: Durch Wechselwirkung mit PD-L1 auf der Oberfläche von Krebszellen unterbindet der Antikörper dessen Bindung an den T-Zellen-Rezeptor, die Immundämpfung bleibt aus, die T-Zellen aktiv.

In einer Studie an 140 Patienten sprach ein Drittel der PD-L1-positiven Tumore auf die neue Therapie an. Außerdem zeigte sich, PD-L1 kommt nicht auf der Oberfläche aller Krebszellen vor und könnte sich deshalb als prognostischer Biomarker für ein Therapie-Ansprechen eignen. Welcher der drei Wirkstoffkandidaten zuerst die Ziellinie passieren und die begehrte Zulassung erhalten wird, bleibt abzuwarten.

Krebskiller-Viren made by Amgen


Eine interessante Immunstrategie kommt auch aus dem Hause Amgen, das Krebs künftig mit manipulierten Herpes-Viren zu Leibe rücken will. Mit T-VEC, einem nicht-infektiösen Herpes Simplex Virus mit eingebautem GM-CSF-Gen, setzt Amgen auf eine Kombinationswirkung aus direkter Tumorzerstörung und indirekter Immunstimulation. Nach Injektion in den Tumor repliziert T-VEC selektiv in Tumorzellen, lysiert diese und lockt über die Synthese von GM-CSF weitere Immunzellen an.

Die so angelockten Immunzellen verdauen lysierte Zellreste und präsentieren Teile davon in Form von Antigenen auf ihrer Oberfläche, was zur weiteren Immunaktivierung beitragen soll. Die von Howard L. Kaufman vom Rush University Medical Center vorgestellten Zwischenergebnisse der OPTiM Studie stimmten nicht nur die anwesenden Mediziner optimistisch.

Insgesamt 300 Melanom-Patienten waren zwischen 2009 und 2011 in der Phase-III-Studie mit dem onkolytischen Virus behandelt worden und zeigten Ansprechraten von 26,4% vs. 5,7% unter GM-CSF-Monotherapie. Auch beim mittleren Überleben war T-VEC mit 23,3 Monaten der alleinigen Gabe von GM-CSF – mit nur 19,0 Monaten – überlegen. Mit Spannung werden nun die finalen Daten Ende des Jahres erwartet.

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