Zwischen 63 bis 65 Euro liegt das Jahreskursziel seriöser Analysten für die Aktie der im deutschen TecDAX gelisteten MorphoSys AG. Wie real sind diese Prognosen?
Antikörper über alles
Auch wenn die Börsenhype lange vorbei ist, der Antikörperspezialist aus dem bayerischen Martinsried zählt nach wie vor zu den Lieblingen an den Aktienmärkten. Das spiegeln auch Aktienkurs und Bilanz wider. Die bekanntesten Produkte der MorphoSys AG sind die Antikörperbibiliotheken HuCAL, was für Human Combinatorial Antibody Library steht, und Ylanthia. Therapeutische Antikörper für jedes erdenkliche molekulare Ziel zu entwickeln, ist der Anspruch des Unternehmens.
Während die HuCAL-Bibliothek modular aufgebaut ist wo Antikörper in einer Art Baukastenprinzip entstehen, lassen sich mit Ylanthia Antikörper mit einer bisher unerreichbaren strukturellen Vielfalt erzeugen. Mit der Slonomics-Technologie, die 2010 durch die Akquisition von Sloning Biotechnology GmbH in den Besitz von MorphoSys überging, lassen sich die Ylanthia-Antikörper sogar noch weiter optimieren.
Vielversprechende Entwicklungskandidaten
Von achtzig Antikörperprogrammen haben einundzwanzig die präklinische Entwicklung hinter sich gelassen und werden nun in klinischen Studien auf Herz und Nieren geprüft. Besonders erwähnenswert, und wohl ein Grund für die exzellente Kursentwicklung der letzten Monate, sind die Antikörper MOR103, MOR202 und MOR208. MOR103, ein „first-in-class“ Antikörper gegen GM-CSF, einen Immunfaktor mit dem unaussprechlichen Namen „Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-Stimulierender-Faktor“, wird in einer Forschungsallianz mit dem Pharmakonzern GlaxoSmithKline entwickelt.
Läuft alles wie geplant, soll MOR103 einmal Menschen mit Autoimmunkrankheiten wie der Rheumatoiden Arthritis oder der Multiplen Sklerose helfen. MOR202, ein Gemeinschaftsprodukt mit der amerikanischen Celgene, ist ein Antikörper gegen das Oberflächenmolekül CD38 und wird gerade in Studien auf seine Wirksamkeit beim Multiplen Myelom getestet. Erst kürzlich erhielt MorphoSys ein wichtiges US-Patent für MOR208 mit einer Laufzeit bis 2029. MOR208, das im Jahr 2010 von der Firma Xencor in Lizenz erworben wurde, testet MorphoSys gerade in klinischen Phase-II-Studien bei akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie (B-ALL) und beim Non-Hodgkin-Lymphom.
Partnerschaften verringern Entwicklungsrisiko
Neben GlaxoSmithKline und Celgene haben auch Boehringer Ingelheim, Daiichi Sankyo, Janssen Biotech, Pfizer, Merck und die Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche an den Antikörpern aus dem Bayerischen Interesse. So entwickelt Roche einen Antikörper mit Namen Gentenerumab gegen die Alzheimer Krankheit. Janssen Biotech arbeitet an einem entzündungshemmenden Antikörper namens Guselkumab und Novartis schickt sich an mit BHQ880 einen innovativen Antikörper gegen Krebs zu evaluieren.
Erfreuliche Bilanz
In der Wirkstoffforschung gibt es viele Risiken, MorphoSys versucht diese durch den Ansatz der kooperativen Entwicklung mit großen Pharmapartnern zu verringern. Positiv zu bewerten ist, MorphoSys finanziert sämtliche Entwicklungskosten für Inhouse-Projekte aus dem eigenen Cashflow und arbeitet dabei noch profitabel. Die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres verliefen erfreulich. Das Unternehmen meldete im Gegensatz zu Vorjahresverlust von 1,2 Mio. EUR einen Überschuss von 16,9 Mio. EUR. Das EBIT der ersten neuen Monate zog von minus 1,9 Mio. EUR in der Vorjahresperiode auf aktuell 14,6 Mio. EUR an.
Auch der Umsatz legte in den vergangenen neun Monaten kräftig zu und kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 80 Prozent – von 35,4 Mio. EUR auf 63,6 Mio. EUR. Ein Zuwachs, der primär auf die Lizenzabkommen mit GlaxoSmithKline und Celgene zurückzuführen ist. Für das Gesamtjahr werde ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 7 und 10 Mio. EUR erwartet. Der Umsatz werde am oberen Ende der Prognose von 74 bis 78 Mio. EUR liegen. Die MorphoSys Aktie kannte in den letzten Wochen und Monaten nur den Weg nach oben und ist vom anvisierten Kursziel gar nicht mehr so weit entfernt. Unter Kennern zählt das Papier zwar zu den aussichtsreichen Investments der Branche, doch ist angesichts des Kurszuwachses von 89,9% seit Jahrebeginn auch Vorsicht geboten.
MorphoSys in Zahlen
CEO: Simone E. Moroney, PhD
Anzahl Aktien: 26.119.309
Marktkapitalisierung: 1.23 Mrd. EUR
Hauptindex: TecDAX
Aktienkürzel/ISIN: MOR/DE0006632003
Kurs in EUR: 54,05 (Stand: 14. November 2013)
52-Wochenhoch/52-Wochentief: 62,00 EUR / 24,41 EUR
Website: http://www.morphosys.de/
Chart und Finanzdaten: http://de.finance.yahoo.com/q?s=MOR.DE&ql=1