Haarausfall: Haare brauchen Gesellschaft


Nicht nur wir Menschen verkümmern ohne Gesellschaft, auch unsere Haaren verlieren ohne Kommunikation miteinander die Lust am wachsen und fallen aus.

Zellen benötigen eine dreidimensionale Umgebung, um effizient zu kommunizieren und ihr volles Potenzial entfalten zu können. Eine Erkenntnis, die sich in der Wissenschaft immer mehr durchsetzt und auch für die ansonsten so teilungsfreudigen Papillarzellen des Haarfollikels zu gelten scheint. Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien konnten nun bestätigen, der Unterschied liegt in den Kultivierungsbedingungen.

Haarfollikel unter dem Mikroskop

Haarfollikel in starker Vergrößerung. Copyright: A. Christiano

Volles Haar galt schon immer als Schönheitsideal und erklärt, weshalb wir unseren Haaren so viel Aufmerksamkeit schenken. Doch eine volle Haarpracht ist nicht jedem vergönnt, vor allem Männer haben mit zunehmendem Alter mit dünner werdendem Haar bis hin zur Glatze zu kämpfen. 60 bis 80 Prozent der europäischen Männer leiden an Haarausfall. Neunzig Prozent des Haarausfalls ist erblich bedingt und unter der Bezeichnung androgenetische Alopezie bekannt.

Der Übeltäter: Wie Dihydrotestosteron Haarausfall verursacht

Der vererbte Gendefekt geht mit einer Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen Dihydrotestosteron, einem funktionellen Abbauprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron, einher, führt zu einer Verkümmerung des Haarfollikels und zu einer Verkürzung der Wachstumsphase. Folge: Haarausfall! An den Folgen dieser Verkümmerung leidet aber nicht nur das männliche Geschlecht, auch 40 Prozent der Frauen sind von der androgenetischen Alopezie betroffen – leiden also unter Haarausfall.

Abhilfe gegen diese Art von Haarausfall gibt es bisher nur sehr bedingt und einmal ausgefallene Haare sind meist unwiderbringlich verloren. Zwar lässt sich der Prozess des Haarverlusts durch spezielle Haarwässer oder die Einnahme von Spezialtabletten – ein Leben lang – verlangsamen, leider aber nicht aufhalten. Selbst die invasive und blutige Methode der Eigenhaartransplantation lässt die Haare nicht wieder sprießen und eignet sich zudem nur zum Auffüllen kleinerer Defekte.

Haarwachstum ist ein komplexer Prozess

Das Haarwachstum ist ein komplexer Prozess, der durch eine Reihe von Genen und Signalstoffen reguliert wird, doch in den letzten Jahren hat die Forschung viel über diesen Prozess, der in drei Zyklen verläuft, herausgefunden. Ein kürzlich im Fachjournal PNAS vorgestellter Ansatz könnte den Traum vom wirkungsvollen Haarwuchsmittel, das kahlen Schädeln zu neuer Haarpracht verhilft, in greifbare Nähe rücken.

Colin Jahoda ist Stammzellenforscher an der Durham Universität in Großbritannien und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Haarwachstum. In Nagern, sagt der Forscher und Co-Autor des PNAS-Artikels, funktioniert unsere Methode schon lange und kürzlich ist uns ihre Verifizierung endlich auch mit menschlichen Zellen gelungen. Die Zellen der Papillarkörper, fingerförmige Einstülpungen der Dermis in die Epidermis sind das Objekt der Begierde.

Don't be shellfish...Share on Google+Share on LinkedInTweet about this on TwitterEmail this to someoneShare on Facebook

Pages: 1 2