Trend oder neue Möglichkeiten der Finanzierung?
Wissenschaftliche Forschung ist teuer und langwierig, von der Idee bis zum vermarktbaren Produkt vergehen viele Jahre. Kapital, ob von staatlicher Seite oder privates Eigenkapital (Private Equity), ist limitiert. Eine ganze Reihe guter Ideen bleibt deshalb in den Schubladen und damit auf der Strecke – bis jetzt. Denn wenn es nach den Verfechtern des Crowdfundings geht, sollen gute Ideen schon bald von der Online-Community finanziert werden.
Die Idee ist nicht neu, wer es schafft, die Massen im Netz zu begeistern kann auch auf finanzielle Unterstützung hoffen. Die Erfolge der Platzhirsche Indiegogo und Kickstarter sind nun auch in der Wissenschaft angekommen. Das Potenzial der spendenwilligen Online-Community ist gigantisch, vorausgesetzt ein Projekt erregt die nötige Aufmerksamkeit. Eine laiengerechte Darstellung des Vorhabens ist deshalb unabdingbar für den Erfolg eines wissenschaftlichen Projektes auf einer der vielen Crowdfunding-Plattformen.
Komplexität vermeiden
Ein Zuviel an Komplexität vermeiden und stattdessen Begeisterung für die Wissenschaft wecken, lautet der Leitspruch für eine erfolgreiche Finanzierung durch die Massen. Wie sich selbst so komplexe Wissenschaft wie die Wirkung von Amphetaminen massentauglich kommunizieren lässt, zeigt das Video von Ethan Perlstein, dessen Projekt im Crowdfunding-Portal Rockethub im letzten Jahr zu 102% finanziert wurde.
Außerhalb Europas sind Crowdfunding-Portale, die Forscher und eine spendenwillige Online-Community zusammenbringen, schon seit längerem erfolgreich unterwegs. Petridish.org, sciencedonors.com oder iamscientist.com haben zusammen schon Millionen von Dollars für kleinere Forschungsvorhaben eingesammelt. In Deutschland ging im November 2012 das von der „Initiative Wissenschaft im Dialog“ und dem „Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft“ geförderte Corwdfunding-Portal Sciencestarter.de online.
Inject Power – Crowdfunding auch für Österreich
Im September 2013 startete mit Inject-Power.at die erste wissenschaftliche Crowdfunding-Plattform in Österreich. Partner von Inject-Power sind die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), das Naturhistorische Museum Wien (NHM), das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI), das Institut für Molekulare Biotechnologie IMBA und DEBRA Austria. Inject-Power sammelt vorerst nur Geld für bereits öffentlich geförderte Projekte, auch um die Akzeptanz der Spendenbereitschaft zu evaluieren.
Plattform-Initiator Rüdiger Schweigreiter, selbst Forscher an der Medizinischen-Universität Innsbruck, sieht als langfristiges Ziel, ausgewählte Projekte zur Gänze über das Portal zu finanzieren. Geld sei nichts anderes als gesellschaftliche Energie, sagt Schweigreiter, und diese gäbe es in Österreich zur Genüge. Problem Qualität, Herausforderung Vermarktung Ein wildes Recruiting von Projekten soll es bei Inject-Power nicht geben. WissenschaftlerInnen können nur dann Spenden für Ihre Projekte sammeln, wenn Ihre Forschungsinstitute offizielle Partner des Portals sind.
Qualität entscheidend für den Erfolg
Damit hat Inject-Power bereits ein wichtiges Problem gelöst, das viele Plattformen noch lösen müssen – die Sicherstellung der Qualität der jeweiligen Projekte. Ein Blick auf das Open Source Project zeigt, wie es auch gehen könnte. Hier wurde das aus der Publikation in Fachzeitschriften etablierte „Peer-Review-Verfahren“ übernommen, wo Experten auf einem Gebiet Ideen begutachten und bewerten.
Das deutsche Portal Sciencestarter prüft die Vorschläge individuell und zieht bei Bedarf die mit dem Portal assoziierten Forschungsinstitute hinzu. Ob sich Crowdfunding in der Wissenschaft tatsächlich als neue Finanzquelle etablieren wird, muss die Zukunft zeigen. Gegen einen kurzfristigen Trend sprechen aber die wachsenden Finanzierungserfolge.
Wir haben Rüdiger Schweigreiter zur Innovation Crowdfunding und zu Inject-Power befragt. Seine spannenden Antworten zum Thema kannst du hier lesen.