Crowdfunding ist gesellschaftliche Energie

Geld ist nichts anderes als gesellschaftliche Energie, sagt Rüdiger Schweigreiter, CEO der 1. Österreichischen Crowdfunding-Plattform Inject-Power. Wir haben den Gründer interviewt und spannende Antworten erhalten.

Rüdiger Schweigreiter, CEO des Crowdfunding Portals Inject Power

Rüdiger Schweigreiter ist Gründer von Inject-Power. Copyright: R. Schweigreiter

Herr Dr. Schweigreiter, mit Inject-Power haben Sie kürzlich das erste österreichische Crowdfunding Portal für wissenschaftliche Projekte gestartet. Wie kamen Sie auf diese Idee und glauben Sie, dass Crowdfunding auch für die kostenintensive Wissenschaft eine realistische Finanzierungsform darstellt?

Die öffentlichen Mittel für Forschung werden spürbar knapper und viele Wissenschafter, so auch ich selbst, sind angestrengt auf der Suche nach neuen Ressourcen. Auf der anderen Seite gibt es viele Leute in Österreich, die gerne gesellschaftspolitisch aktiv sind und mit ihrem Kapital Akzente setzen möchten. Warum die beiden Stränge nicht auf innovative Weise zusammenbringen?

Wie finanziert sich Inject-Power und wer steht außer Ihnen noch hinter der Plattform?

Inject-Power selbst finanziert sich bisher durch Eigenmittel. Ich stehe einer Beteiligungskapitalfinanzierung offen gegenüber, zurzeit bin ich jedoch alleiniger Geschäftsinhaber.

Wie stellen Sie sicher, dass die ausgeschriebenen Projekte wissenschaftlichen Standards genügen? Gibt es beispielsweise so etwas wie ein Review-Verfahren?

Aus Gründen der Seriosität und Solidität geht Inject-Power den Weg der institutionellen Anbindung, d.h. ein(e) WissenschafterIn kann sich mit einem Projekt nur dann registrieren, wenn die Heimatinstitution offiziell Partner des Portals ist. Es gibt also kein wildes Recruiting von Projekten.

Crowdfunding heißt auch, das Interesse und die Aufmerksamkeit der Masse für oftmals komplexe wissenschaftliche Sachverhalte zu wecken. Wie schaffen Sie es, die unterschiedlichen Forschungsvorhaben wirklich massentauglich zu kommunizieren?

Grundsätzlich ist jede(r) ProjektleiterIn selbst für eine allgemein verständliche Projektpräsentation verantwortlich. Inject-Power versucht jedoch, durch die Strukturierung der Projekte den Interessen einer breiteren Öffentlichkeit gerecht zu werden.

Fallen für die Registrierung als Spendenempfänger oder potenzieller Sponsor Kosten an und gibt es einen Mindestförderbetrag?

Nur wenn tatsächlich Spenden fließen, werden dem/der ProjektleiterIn 6,5% von der gespendeten Summe in Rechnung gestellt. Der Mindestförderbetrag liegt bei 20€.

Erhalten Sponsoren eine Gegenleistung für ihre Spende und wie könnte diese aussehen?

Das ist eine sehr wichtige Frage. Grundsätzlich gilt: Über Inject-Power getätigte Zuwendungen können steuerlich abgesetzt werden. Im Zuge eines Portal-Upgrades werden wir bald jedem(r) ProjektleiterIn die Möglichkeit geben, einzelnen Unterstützern bestimmte Formen der Honorierung anzubieten.

Wie viele Projekte sind aktuell auf Inject-Power registriert und wie viele wurden bereits erfolgreich finanziert?

Zurzeit sind ein Dutzend Projekte auf dem Portal registriert, wovon mehr als die Hälfte bereits eine Finanzierung erfahren haben.

Inject-Power trägt den Zusatz e. U. (eingetragenes Unternehmen). Ist die Firma gewinnorientiert oder sehen Sie sich als non-profit-Unternehmen? Wann rechnen Sie im Falle einer Gewinnorientierung mit einer schwarzen Null?

Inject-Power e.U. ist ein junges österreichisches Start-up Unternehmen, welches eine innovative Dienstleistung anbietet: Projektentwicklung im wissenschaftlichen Bereich durch Crowdfunding. Ginge es nur um Rendite, hätten die Entwicklungskosten vermutlich gewinnbringender investiert werden können, mir geht es aber vordergründig um die Umsetzung einer Idee.

Wie sehen Sie generell die Zukunft der Finanzierung von Start-up Unternehmen in den Life Sciences?

Die Wagniskapitalfinanzierung durch einzelne private Geldgeber ist hierzulande unterentwickelt und die öffentlichen Mittel reichen für eine lebhafte Start-up Szene bei weitem nicht aus. Ein neuer Impuls könnte durch Crowdinvesting kommen, diese Finanzierungsform sollte aber zum Schutz der kleinen privaten Geldgeber noch seitens des Gesetzgebers geregelt werden.

Herr Dr. Schweigreiter, herzlichen Dank für das Interview.

Unseren spannenden und informativen Artikel zum Thema Crowdfunding in der Wissenschaft findest du hier!

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