Insgesamt 3.608.054 Aktien zu einem Stückpreis von 9 Euro wurden im Rahmen des IPO ausgegeben und spülten 31,5 Millionen Euro in die Unternehmenskasse. Dass BRAIN Potenzial besitzt, gilt nicht erst seit dem Börsengang, schon im Jahr 2012 machte die Firma mit der Isolierung menschlicher Geschmackszellen von sich reden, die unter dem Namen „Human Taste Cell-Technologie“ bekannt sind.
Fokus BioScience und BioIndustrial
Das BRAIN-Geschäftsmodell steht auf zwei Säulen: Dem Bereich BioScience, der strategische Forschungskollaborationen, meist auf Basis lukrativer Lizenzmodelle, verfolgt und dem 2012 initiierten Bereich BioIndustrial, dessen Ziel die Entwicklung und Vermarktung eigener Produkte ist. Der Schatz des Unternehmens liegt in einem umfangreichen BioArchiv mit rund 30.000 charakterisierten Mikroorganismen, maßgeschneiderten Enzymen und bioaktiven Naturstoffen. Damit wollen die Zwingenberger herkömmliche chemische Produktionsprozesse langfristig durch nachhaltigere, biologische ersetzen.
Erfolgreiche Kollaborationstrategie
In einer F&E Kollaboration mit dem Südzucker-Konzern gelang ein derartiges Unterfangen bereits: Mit Hilfe maßgeschneiderter Mikroorganismen wurde der Wirkungsgrad der Palatinose™ Herstellung verbessert. Ein weiteres erfolgreiches Projekt nutzt spezialisierte Mikroorganismen, die das bei der Herstellung von Bioethanol anfallende Kohlendioxid u. a. in Milchsäure konvertieren, welches anschließend zur Herstellung von Bioplastik genutzt werden kann. Ein maßgeschneidertes Enzym aus dem Hause BRAIN, das Wäsche bereits bei 40 Grad sauber wäscht, steckt in Waschmitteln des Henkel-Konzerns.
Wichtige Märkte: Food, Kosmetik, Medizin
Der Geschäftsbereich BioIndustrial wurde durch die Integration von insgesamt sechs erfolgreich am Markt agierenden Unternehmen gestärkt. Denn künftig soll der Werkzeugkasten der Natur nicht nur technische Probleme lösen, sondern auch Kosmetika und Lebensmittel verbessern. Die Entwicklung von Geschmacksstoffen, die eine Reduktion des Zucker- und Salzgehaltes in Lebensmitteln ermöglichen, ist ein wichtiger Geschäftsbereich. Und für innovative Kosmetikartikel hat BRAIN sogar eine eigene chemisch-kosmetische Fabrik sowie die Mehrheit an Monteil Cosmetics erworben. In den Cremes befinden sich neuartige Wirkstoffe wie TRPV-1-Inhibitoren, diese blockieren den Hitze-Capsaicin-Rezeptor und beugen so Hautirritationen vor.
Mit dem maßgeschneiderten Enzym Aurase®, dessen Vorbild in Maden der Goldfliege gefunden wurde, will BRAIN auch am Wachstumsmarkt Wundheilung partizipieren. Alleine in Europa soll dessen Marktvolumen bei über 100 Mio. Euro jährlich liegen. Aurase® zählt zur Familie der Serinproteasen und unterstützt die Wundheilung, indem es Fibrin, einen Hauptbestandteil des Wundbelags, auflöst, ohne dabei jedoch gesundes Gewebe anzugreifen. Im März 2017 erhielt Aurase® einen weitreichenden Patentschutz.
Viele Privatanleger verringern Volatilität der Aktie
Was BRAIN als Unternehmen interessant macht? Es nutzt den Wachstumsmarkt Biotechnologie, ist aber weder im risikoträchtigen Feld der roten noch im umstrittenen Feld der grünen Biotechnologie tätig. Zudem besitzt BRAIN eine breite Beteiligung von Privatanlegern, die eher auf Fundamentaldaten und weniger auf technische Analyse Wert legen, was die Volatilität des Aktienkurses verringern sollte.
Seit dem ersten Handelstag kletterte der Kurs der Aktie kontinuierlich. Zwischenzeitlich notierte das Papier bei über 25 Euro, aktuell liegt der Kurs um 18 Euro. Die Prognose der Baader Bank, die langfristig an eine Verzehnfachung des Kurses glaubt, ist eine gewagte Spekulation. Doch das Geschäftsfeld von BRAIN ist politisch wie ökonomisch gewollt, so dass weiter Kursgewinne nicht auszuschließen sind.