Mit der geplanten Übernahme der Saatgutsparte der Bayer AG, setzt der im DAX gelistete Chemiekonzern BASF noch stärker auf die Agrarwirtschaft.
Der Bayer-Monsanto-Deal ist noch nicht in trockenen Tüchern, doch sollten die Kartellhüter der Milliardenübernahme zustimmen, muss die Bayer AG einen Teil ihres Saatgutgeschäftes abgeben. Eine Gelegenheit, die sich der Chemieriese BASF nicht entgehen lassen will. Rund sechs Milliarden Euro will BASF für das Bayer-Geschäft, das 2016 einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro sowie ein operatives Ergebnis (Ebitda) von ca. 385 Millionen Euro erzielt hat, auf den Tisch legen. Der Grund ist klar, die Landwirtschaft hat exzellente Wachstumsprognosen, sollen doch 2050 9,7 Milliarden Menschen, und damit drei Milliarden mehr als noch 2010, den Erdball bevölkern.
CRISPR-Cas macht Landwirtschaft noch interessanter
Auch wenn BASF im Bereich Landwirtschaft interessante Produkte wie die umweltschonenden mikroverkapselten Herbizide besitzt, die Zukunft gehört der Geneditierung. Aus diesem Grunde hat der Konzern im März wohl auch eine weltweite Lizenz vom amerikanischen Broad Institute zur Nutzung von CRISPR-Cas9 erworben. Die unter der Bezeichnung Genschere bekannt gewordene Methode soll das Erbgut von Mais- oder Sojapflanzen in Zukunft sehr viel präziser und schneller verändern können, als dies mit dem bisher bei BASF verwendeten Bodenbakterium Agrobacterium möglich ist.
Hightech Kunststoffe und Biofabriken
Die Landwirtschaft ist aber nur ein Bereich bei BASF, wie ein Blick auf die Unternehmens-Webseite zeigt. Der im DAX gelistete Konzern liefert chemische Grundstoffe für Performance-Produkte wie beispielsweise einen Polyurethanschaum für verbesserte Dämpfungseigenschaften von Laufschuhen. Auch im Zukunftsmarkt Energiespeicher hat BASF einen Fuß in der Tür. In das Kristallgitter eines Metalloxids werden Lithium-Ionen eingeschlossen, was die Leistungen von Batterien und Akkus erheblich verbessern soll. Und in der Biotechnologie werden die zur Gattung Aspergillus niger zählenden Pilze mit gentechnischen Verfahren in lebende Biofabriken transformiert und so zu schnellen und günstigen Enzymlieferanten. Zugegeben, die Vielfalt ist eine echte Herausforderung, doch die Ludwigshafener scheinen diese bisher problemlos zu meistern. Laut eigener Angaben schafft es der Konzern, in rund 70 Prozent aller Geschäftsfelder eine der drei ersten Marktpositionen einzunehmen. Mit seinen weltweit 80 Standorten und rund 115.000 Mitarbeitern generierte das Unternehmen 2016 immerhin einen Umsatz von 58 Milliarden Euro.
Uneinigkeit beim Aktienkurs
Im abgelaufenen Quartal konnte der operative Gewinn um 16 Prozent auf 1,76 Mrd. Euro, der Umsatz um neun Prozent auf 15,3 Mrd. Euro, und der Nettogewinn mit 1,3 Milliarden Euro um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert werden. Für das zweite Halbjahr 2017 werden ebenfalls Geschäftszahlen über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes erwartet. Aktuell notiert die Aktie auf relativ hohem Niveau und wohin die Reise gehen wird, darüber streiten sich die Analysten: Bernstein Research geht von einem Kursrückgang auf 69 Euro aus, während Kepler Cheuvreux das Kursziel bei 104 Euro sieht. Sollte der Kurs tatsächlich auf 69 Euro fallen, böte sich eine Einstiegschance für Langzeitinvestoren, denn in den letzten 10 Jahren hatte die BASF-Aktie eine durchschnittliche Jahres-Performance von immerhin 7,8 % und es spricht aktuell nichts dagegen, dass dies nicht auch so weitergehen könnte.