Forum Life Science: die Welt zu Gast in Bayern

Forum Life Science: Warenhaus für T-Zellrezeptoren

Von personalisierten Diagnostika und Therapien über Stammzellen-Transplantate bis zu regenerativer Medizin, innovative Ansätze im Kampf gegen Krankheiten lassen kaum Wünsche offen. Dennoch klafft laut Sebastian Kreiter eine nicht übersehbare Lücke zwischen akademischer Forschung und Pharmaindustrie. Das TRON, Zentrum für Translationale Onkologie an der Universität Mainz, möchte diese Lücke schließen. Vor allem in der Krebstherapie seien die Fortschritte in den letzten 25 Jahren enttäuschend. Daran hätte auch die personalisierte Medizin nicht wirklich viel geändert. Mamma-Karzinom Patientinnen haben trotz solcher Therapien lediglich einen Überlebensvorteil von drei Monaten.

Ein Lichtblick in der personalisierten Medizin sei die Immuntherapie, weil sie aber langwierig und teuer wäre, hätte sie sich als Standard nicht etabliert. Hier setzt das TRON mit einem etwas unkonventionellen Weg eines T-Zellrezeptor-Warenhauses für relevante T-Zell-Antigene an. Patienten sollen nach einem einfachen Bluttest solche automatisch hergestellten T-Zell-Rezeptoren erhalten. Die dadurch hervorgerufene Stimulation des Immunsystems soll eine effektivere Zerstörung von Krebszellen ermöglichen. Bereits Ende des Jahres soll das BMBF geförderte Projekt in der Klinik auf Machbarkeit geprüft werden.

Forum Life Science: Einzelanalyse zur besseren Tumortherapie

Christoph Klein von der Experimentellen Medizin der Universität Regensburg und der Fraunhofer Projekt Gruppe Regensburg stellt in seinem Vortrag die provokante Kosten-Nutzen-Frage „Personalisierter Tumortherapien“ und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis. Den Kosten von 29.000 Euro pro Patient und Jahr steht ein Überlebensvorteil von 0 bis 7 Monaten gegenüber. Gründe für die Wirkungslosigkeit vieler Tumortherapien sieht Klein in der Plastizität, der Fähigkeit zur Resistenzbildung und der genetischen Heterogenität der Zellen sowie in der frühen Streuung.

Kleins Forschungen zeigen: Tumorzellen siedeln sich schon lange vor Diagnosestellung und Operation in andere Organe ab. So streut das Melanom bereits bei einer Tumorgröße von weniger als 400 µm. Auf Grund der oft blinden Therapie dieser minimalen Resterkrankung, sterben abhängig vom Tumortyp noch immer 20 bis 95% der Patienten nach einer Tumorresektion. Doch laut Klein gibt es Hoffnung: die Vorläuferzellen der tödlichen Metastasen lassen sich auf Grund ihres Gewebeursprungs anhand bestimmter Marker in Knochenmark und Lymphknoten nachweisen. Auch das Mengenproblem, meist findet sich nur eine Tumorzelle in einer Million normaler Knochenmarkzellen, konnte Klein durch seine molekular-genetische Einzelzell-Analyse lösen.

German Life Science Award auf dem Forum Life Science: Reiseverbot für einen Überlebenshelfer

Verleihung des von Roche gestifteten Life Science Award

Verleihung des von Roche gestifteten Life Science Award an Shirley Knauer. Copyright: Bayern Innovativ

Shirley Knauer befindet sich im Krieg. Ihr Gegner besitzt ein umfangreiches Waffenarsenal und ausgeklügelte Überlebensstrategien. Doch die Juniorprofessorin der Universität Duisburg-Essen, die für ihre Forschungen mit dem diesjährigen German Life Science Award geehrt wurde, schreckt dies nicht ab. Im Visier hat sie auch das Überlebensprotein Survivin. Bei Krebs, so fand Knauer heraus, schützt es die entartete Zelle vor Chemo- und Strahlentherapie und ist zudem ein wichtiger prognostischer Marker. Die Biologin konnte zeigen, Schutzwirkung und therapeutisches Ansprechen sind in hohem Maße vom Aufenthaltsort Survivins abhängig.

Von Roche gestifteter Life Science Award

Der Life Science Award wurde an zwei Nachwuchswissenschaftler vergeben. Copyright: Bayern Innovativ

Sitzt es im Zellkern ist die Schutzwirkung gering und die Ansprechraten der Tumorzellen auf Bestrahlung gut. Gelangt das Protein über einen Rezeptor in das Zytoplasma, bedingt es eine hohe Schutzwirkung und verringert so die Aussichten auf einen Therapieerfolg signifikant. Um die Reiselust des Eiweißes zu bremsen, suchte die Forscherin nach Verbindungen, die Survivin im Zellkern festhalten und wurde fündig. Mit einem auf Fluoreszenzmarkierung basierten Testverfahren kann sie Survivin auch in der Zelle aufspüren und sichtbar machen. Schon bald will die junge Professorin einen Exporthemmer im Vorfeld einer Strahlentherapie applizieren und bösartige Zellen so sehr viel empfindlicher für Strahlung machen. Das von Roche gestiftete Preisgeld (25.000 Euro) soll die nächsten Schritte unterstützen.

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