Cannabis: Von der Droge zum Medikament

GW Pharmaceuticals ist Vorreiter bei der Entwicklung von Medikamenten aus Cannabis

Lange Zeit war Cannabis ein Synonym für Haschisch und Marihuana, galt sogar als Einstiegsdroge für härtere Rauschmittel. Doch Untersuchungen zur therapeutischen Wirksamkeit und die Entdeckung humaner Cannabinoid-Rezeptoren haben die Pflanze nicht nur rehabilitiert, sondern auch zum Objekt der Begierde in der Pharmaforschung gemacht.

Ein Schatz an potenziellen Wirkstoffen

Mit mehr als 60 Cannabinoiden und über 400 chemischen Verbindungen beherbergt sie einen Schatz an potenziellen Wirksubstanzen, den es zu heben gilt. Gegenwärtig werden Cannabis-Inhaltsstoffe bei Angst und Depressionen, bei Krebserkrankungen und sogar bei seltenen Erkrankungen untersucht.

Cannabis Pflanze

Cannabis Pflanze. Quelle & Copyright: Creative Commons

Auf diesen in Cannabis schlummernden Schatz haben es auch Geoffrey Guy und Brian Whittle abgesehen und gründeten dazu im Jahr 1998 das Unternehmen GW Pharmaceuticals (GWP). Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem UK Home Office, u. a. für die Drogenpolitik in Großbritannien verantwortlich, und den britischen Zulassungsbehörden, sicherten sich Guy und Whittle schon frühzeitig die nötigen Lizenzen zur Erforschung und Entwicklung von medizinischen Cannabis-Wirkstoffen.

Kooperationen, ein Schlüssel zum Erfolg

Seit 2001 ist die Firma unter dem Symbol GWP an der Londoner Börse gelistet, seit Mai 2013 sind die Anteile auch an der US-Börse Nasdaq handelbar. Ein internationales Experten-Netzwerk sowie weltweite Kooperationen in den Bereichen Forschung und Vermarktung spielen eine wichtige Rolle und sind wesentlicher Teil des Erfolges: 2007 wurde eine Vereinbarung mit Otsuka Pharmaceuticals zur Erforschung von Cannabinoiden gegen zentralnervöse Erkrankungen sowie Krebserkrankungen initiiert.

2009 folgte eine exklusive strategische Allianz mit Mike Cawthorne und dem Clore Laboratory der Universität von Buckingham. Letztere erweitere die Forschungsanstrengungen auf metabolische Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes. Mit GWP42004 (Tetrahydrocannabivarin) – in Phase 2 der klinischen Entwicklung – gibt es auch bereits einen aussichtsreichen Kandidaten für diese Indikation. Seit 2012 ist mit Vincenzo Di Marzo einer der führenden Cannabinoid-Wissenschaftler als Forschungsdirektor von GW Research Ltd. und des Cannabinoid Research Institutes für das präklinische Forschungsprogramm verantwortlich.

Im Fokus: Schwere Krankheiten

Das Portfolio enthält bisher vor allem Cannabinoid-Wirkstoffe für schwer zu behandelnde Erkrankungen. Schlüsselprodukt ist Sativex, das in Kanada seit 2005 zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei Multipler Sklerose (MS) zugelassen ist. Das aus Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) bestehende Produkt ist zudem in 27 Ländern zur Behandlung von moderaten bis schweren Spastiken bei MS erhältlich.

Die Vermarktung übernehmen renommierte Lizenzpartner wie Bayer HealthCare, Novartis und Otsuka Pharmaceuticals. Zur Behandlung von Tumorschmerzen, Schlüsselindikation für den US-Markt, befindet sich Sativex gerade in der Phase-3-Erprobung. Ebenfalls in Phase-3-Studien wird Epidiolex (Cannabidiol), das den Orphan sowie den Fast Track Status besitzt, gegen drei seltene Formen von Epilepsie getestet. Die jüngst vorgestellten positiven Daten beim Dravet-Syndrom (seltene frühkindliche Epilepsie) könnten schon bald die Zulassung in den USA nach sich ziehen. Darüber hinaus wird Epidiolex beim Gliom, einem aggressiven Hirntumor, und bei Schizophrenie auf seine Wirksamkeit geprüft. Die Umsatzprognosen für Epidolex liegen bei rund 800 Millionen USD.

Ein Paradebeispiel für Volatilität

Die Aktie ist ein Paradebeispiel für Volatilität. Anfang September kletterte das Papier an nur einem Tag um 23 Prozent. Eine Bewertung, die, trotz positiver Studienergebnisse, zur Vorsicht mahnt. Ein Blick in die Finanzpresse zeigt dann auch den Grund des extremen Kursanstieges: Laut Reuters hat GWP die Investmentbank Morgan Stanley engagiert, um eine mögliche Übernahme der Firma auszuloten.

Sollten sich diese Gerüchte bestätigen, könnten Aktienkurs und Marktkapitalisierung, unabhängig vom wahren Wert, in noch höhere Sphären klettern, anderenfalls dürfte kurzfristig mit Kurskorrekturen zu rechnen sein. Bis GWP relevante Gewinne erwirtschaftet werden noch einige Jahre ins Land ziehen, was wachsame Anleger aber nicht daran hindern dürfte, von der Volatilität der Aktie zu profitieren.

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