Tekmira: Knock-Out Ebola

Insgesamt 11 Unternehmen buhlen, auf der Suche nach einem angemessenen Gegner für Ebola, um die Gunst der Anleger. Medikament oder Impfstoff, was Ebola letztlich zur Strecke bringen wird, ist offen.

Doch wie bei jedem spannenden Kampf, laufen die Wetten bereits auf Hochtouren. An den Börsen sorgen Spekulanten seit Monaten für wenig nachvollziehbare Kursausschläge bei den Aktien der potenziellen Gewinner. Dazu zählt auch die Kanadische Tekmira Pharmaceuticals (Tekmira), die Ebola ganz einfach „KO“ gehen lassen will und dabei auf eine Technik setzt, die 2006 schon das Nobel-Komitee überzeugt hat.

Tekmira macht Gene stumm

Kein Wunder, dass zahlreiche Unternehmen die zukunftsträchtige Technik der beiden Nobelpreisgewinner, Andrew Fire und Craig Mello, zu ihrem Geschäftsmodell erkoren haben. Unter den Namen RNA-Interferenz (RNAi), RNA-Silencing oder auch Gen Knock-out kann die Technik in eukaryotischen Zellen – also solche mit einem Zellkern – eine zielgerichtete Abschaltung von Genen bewerkstelligen. Das Besondere an Tekmira: es scheint eine funktionierende Technologie zur Verabreichung der für den Knock-out notwendigen synthetischen RNA-Bausteine zu besitzen. Die Technik steht und fällt mit der Verpackung, denn nackte RNA fällt im Körper ziemlich schnell Enzymen zum Opfer.

Damit die synthetische RNA unerwünschte Gene stumm schalten kann, muss sie aber intakt in der Zelle ankommen. Dies gelingt mit Tekmiras LNP-Technologie. Eingebettet in winzige Fettkügelchen – so genannte Lipid Nanopartikel – gelangen die synthetischen RNA-Moleküle über den Prozess der Endozytose unversehrt in das Zellplasma. Trifft die eingeschleuste RNA dort auf passende Gegenstücke von mRNA, kommt es zur Interferenz und die Proteinsynthese wird gestoppt. Nicht nur Virusinfektionen, auch Krebs, Stoffwechselstörungen und sogar seltene Erkrankungen will Tekmira so künftig einmal heilen. Dass die Technik funktioniert zeigt das vermarktete Leukämie-Medikament Marqibo des Lizenznehmers Spectrum.

Kursfantasien bei Tekmira

RNAi ist spannend, für Kursfantasien sorgt aktuell aber vor allem TKM-Ebola. Der experimentelle Wirkstoff soll das Ebola-Virus auf exakt die oben beschriebene Weise an einer Vermehrung im Körper hindern. Denn bevor das Virus sein tödliches Werk beginnen kann, muss es seine Erbinformation von der Wirtszelle in Proteine umschreiben lassen. Das US-Verteidigungsministerium setzt auf TKM-Ebola und lässt sich seine Entwicklung 140 Mio. USD kosten. Die US-Gesundheitsbehörde FDA erteilte für TKM-Ebola im März 2014 den „Fast Track“ Status. Dieser ermöglicht Medikamenten mit hoher Dringlichkeit einen beschleunigten Zulassungsprozess und eine schnellere Vermarktung.

In Primaten war TKM-Ebola bereits erfolgreich, seit Januar 2014 läuft eine erste Phase I Studie mit gesunden Freiwilligen. Die Einzelverabreichung wurde im Mai 2014 erfolgreich beendet. Die Mehrfachgabe liegt derzeit auf Eis, die FDA will vor Fortführung weitere Daten zum Mechanismus der Zytokinfreisetzung. Mit ein Grund, weshalb die Aktie zeitweise größere Verluste hinnehmen musste. Das Internationale Konsortium der WHO plant demnächst eine Prüfung aussichtsreicher Wirkstoffe bei Infizierten in Westafrika und TKM-Ebola ist mit von der Partie.

Zahlen nicht überbewerten

Die jüngsten Geschäftszahlen für das 3. Quartal waren überraschend gut. Der Verlust in den letzten drei Monaten lag bei 8,6 Mio. USD oder 39 Cents je Aktie. Vor einer Überbewertung des Quartalsumsatzes, der mit 4,4 Mio. USD die Prognosen von 2,7 Mio. USD übertraf, sollten Anleger sich aber hüten. Der Kursaufschlag seit Beginn des Jahres liegt bei satten 98 Prozent und ist Beweis dafür, dass bei Tekmira gegenwärtig ganz andere Kräfte, als valide Zahlen, am Werk sind.

Sollte Tekmira bei der Bekämpfung von Ebola erfolgreich sein, ist wohl mit weiteren Kurssprüngen der Aktie zu rechnen. Bis Ende 2016 werden sich die globalen Kosten im Zusammenhang mit Ebola auf fast 6 Mrd. USD kumuliert haben. Mit einer ersten Entspannung rechnen Mediziner wie Epidemiologen erst ab Mitte 2015 – Zeit für weitere Kursgewinne?

Wer sich an die Aktie von Tekmira wagt, muss mit rasanten Ausschlägen in beide Richtungen rechnen. Vor allem die Auf- und Abstufungen der zahlreichen Analysten werden weiterhin für Volatilität sorgen. Glaucus Research empfahl kürzlich den Verkauf der Aktie und setzte das Kursziel auf nur noch 7 bis 10 USD. Viel Luft nach unten – aktuell notiert die Aktie bei 16,11 USD, der Höchstkurs in diesem Jahr betrug 31,48 USD.

Produkt-Pipeline der Firma Tekmira

Produkt-Pipeline der Firma Tekmira. Copyright: Tekmira

Fazit:

Aktuell eignet sich das Papier vor allem für spekulative Investoren mit Nerven wie Drahtseilen und keiner Angst vor größeren Verlusten. Wer Geld für eine Spekulation übrig hat und seine Chancen auf einen kurzfristigen Gewinn steigern möchte, kann auf den von Glaucus prognostizierten Kursrutsch auf 7 USD spekulieren. Wer in die Zukunftstechnologie RNAi investieren möchte, sollte einen langen Atem mitbringen.

Informationen zu Tekmira auf der Tekmira-Webseite
Hier gibt es Chart und Finanzdaten zu Tekmira

Don't be shellfish...Share on Google+Share on LinkedInTweet about this on TwitterEmail this to someoneShare on Facebook